Der Beitrag des Nationalpark Kalkalpen zum Weltnaturerbe
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Der Nationalpark Kalkalpen kann als die größte zusammenhänge Schutzgebietsfläche mit einem signifikant hohen Anteil an Buchen-Altbeständen im Buchenverbreitungsgebiet der Alpen bezeichnet werden. Die wertvollsten dieser Buchenwälder – rund 5.250 ha – wurden als Weltnaturerbe-Fläche vorgeschlagen. Diese Fläche erstreckt sich über eine Höhenamplitude von 396 bis hin zu 1.963 Metern Seehöhe.
Die Buchenwälder im Nationalpark Kalkalpen stocken von der submontanen/tiefmontanen Stufe, in der sie als reine Buchenwälder ausgebildet sind, bis hin zur hochmontanen Stufe, in der sich zur Buche auch Tanne und Fichte gesellen. Die höchstgelegen Buchenbestände reichen bis etwa 1.450 Meter Seehöhe.
Es treten insgesamt 6 verschiedene Buchenwaldgesellschaften auf: der Zyklamen-Buchenwald, der Schneerosen-Buchenwald, der Waldmeister-Buchenwald, der Karbonat-Alpendost-Fichten-Tannen-Buchenwald, der Lehm-Fichten-Tannen-Buchenwald und der Hochmontane Karbonat-Buchenwald. Besonders hervorzuheben ist hier der Schneerosen-Buchenwald, das Helleboro nigri-Fagetum, der als endmische Gesellschaft für die nordöstlichen Kalkalpen bezeichnet werden kann. Im Vergleich zum Wildnisgebiet Dürrenstein repräsentiert der Nationalpark Kalkalpen nicht nur die hochmontanen Fichten-Tannen-Buchenwälder, sondern auch die sub- bis tiefmontanen Buchen-Reinbestände.
Die Vielfalt an geologischen Ausgangsgesteinen, die große Mannigfaltigkeit an Bodentypen, sowie die unterschiedlichen Geländeformen und die große Höhenamplitude (submontan bis hochsubalpin) sind hauptverantwortlich für die hohe Standortsvielfalt und damit auch für eine überdurchschnittlich hohe Zahl an verschiedenen Biotoptypen. Die vorkommenden Buchenwälder decken das für das Gebiet typische Buchenwald-Spektrum ab.
Durch die hohe Reliefenergie, die meteorologischen Verhältnisse und die hohe Natürlichkeit laufen im Gebiet eine Vielzahl an komplexen und hochdynamischen Prozessen ab. Hohe winterliche Niederschläge sind kennzeichnend, wobei die Auswirkungen des Schneereichtums vielerorts sichtbar werden: Lawinen reißen immer wieder Schneißen in die Waldlandschaft. Neben Lawinen wirken auch Stürme und Windwürfe, Hochwässer, Feuer und zoologische Massenvermehrungen wie zB die des Fichtenborkenkäfers als Motor der dynamischen Prozesse. Ökosysteme mit auffallend hoher natürlicher Dynamik, wie Lawinenrinnen oder Schutthalden, sind in hohem Maße an die „Störung“ angepasst. Eine rasche Regeneration ist hier Teil der natürlichen Überlebensstrategie. Als Anpassung an die mechanische Belastung bildet die Buche und auch andere Baumarten in Lawinenbahnen als auch an Standorten mit extremer winterlicher Schneebelastung den typischen Säbelwuchs aus, der im Nationalpark vielerorts sichtbar ist.
Eine weitere Besonderheit des Nationalpark Kalkalpen ist das gemeinsame Auftreten von Buche und Lärche innerhalb eines Bestandes, der an der steilen Nordseite des Sengsengebirges mancherorts die Waldgrenze bildet. Während die Buche als Zeigerart eines feucht-gemäßigten Klimas gilt, hat die Lärche ihren Verbreitungsschwerpunkt im subalpinen Bereich der kontinentalen Innenalpen. Durch die ständig vorhandene Störung, die von Lawinen und Schneegleiten ausgeht, verharren diese Buchenbestände in ihrer Entwicklung und kommen nicht über das vorhandene, von der Lärche geprägte, Sukzessionsstadium hinaus. Dieses gemeinsame Auftreten von ökologisch und biogeografisch so gegensätzlichen Elementen, kann als klares Alleinstellungsmerkmal für die Kalkalpen bezeichnet werden.
Die hohe Integrität/Unversehrtheit der vorgeschlagenen Buchenwälder ist vor allem durch die Naturnähe der Wälder gegeben. Eine Auswertung zeigt, dass 26 % der Wälder als natürlich und 50 % als naturnahe bezeichnet werden können. Aufgrund des teilweise sehr hohen Bestandesalters, der Unzugänglichkeit in manchen Gebieten und des Wissens über die Nutzungsgeschichte kann man davon ausgehen, dass einige Restbestände noch nie genutzt wurden. Sie können deshalb auch als Urwälder bezeichnet werden. Dendroökologische Untersuchungen an drei dieser Urwaldstandorte zeigten ein mittleres Baumalter von 250 bis 304 Jahren. Highlight war der Fund einer mittlerweile 546 Jahre alten Buche, die als die älteste Buche im Alpenraum und im kontinentalen Europa gilt.
Etwa ¾ der Welterbe-Fläche weist ein Alter von mehr als 140 Jahren auf. 23 % davon sind älter als 200 Jahre und immerhin 5 % sogar älter als 250 Jahre.
Die hohen Populationsdichten des Weißrückenspechtes (110 bis 130 Brutpaare) im Gebiet, sowie auch der Nachweis von 21 Urwald-Relikt-Käferarten unterstreichen die hohe Integrität der Wälder.
Aber auch die Großflächigkeit muss hier als Kriterium für die Integrität hervorgehoben werden: 5.250 ha Fläche an hochwertigsten Buchenwäldern, eingebettet in eine Pufferzone von 14.197 ha (nahezu die restliche Nationalpark-Fläche), sind angesichts des historischen Nutzungsdruckes als beachtlich einzustufen.
Zusammenfassung
Beitrag des Nationalparks Kalkalpen zum seriellen Weltnaturerbe:
- größte zusammenhänge Schutzgebietsfläche mit einem signifikant hohen Anteil an Buchen-Altbeständen im Buchenverbreitungsgebiet der Alpen
- Abbildung des für das Gebiet typischen Buchenwald-Spektrums (insbesondere die tiefmontanen/submontanen Buchenwälder, die dem Wildnisgebiet Dürrenstein fehlen)
- Vorkommen einer endemischen Buchenwaldgesellschaft (Helleboro nigri-Fagteum – Schneerosen Buchenwald)
- Große Höhenamplitude wird abgedeckt
- Dynamische Prozesse va. Lawinendynamik zeigen Auswirkung auf das Ökosystem Buchenwald
- Buchen-Lärchen-Wälder als Besonderheit der Kalkalpen
Integrität wird bewiesen durch
- Naturnähe der Wälder
- Alter der Wälder (Vorhandensein von Urwaldresten!)
- Hohe Populationsdichten des Weißrückenspechtes
- Nachweis von 21 Urwald-Relikt-Käferarten
- Größe der nominierten Fläche
Ausführliche Information zur Buche und den Buchenwäldern des Nationalparks finden sich in der Schriftenreihe Band 16 (2016):
„Natürliche Buchenwälder des Nationalpark Kalkalpen. Schutz & Erbe alter Wälder“.
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